Umweltbelastung durch Rechenzentren nimmt zu


Wir alle nutzen das Internet und haben die Vorzüge einer digitalen vernetzen Welt schätzen gelernt. Das Netz ist aus unserem täglichen Leben kaum noch wegzudenken. Der Trend geht dahin, immer mehr Aufgaben und Dienste in die Cloud, also großen Rechenzentren, auszulagern. Das hat Vorteile (z.B. dass die Daten dann ortsunabhängig verfügbar sind), erzeugt aber auch Probleme, wie z.B. die Umweltbelastung.

Stromhunger und CO2-Emissionen

Einem Greenpeace-Bericht1 zufolge sollen Chinas Rechenzentren allein 2018 rund 99 Millionen Tonnen Kohlendioxid produziert haben. Das entspricht etwa 21 Millionen Autos, die ein Jahr lang fahren. Weiter heißt es, dass zwischen 3-5 Prozent des gesamten globalen Stroms allein durch Rechenzentren verbraucht werden sollen. Weltweit gesehen lag der Anteil der CO2-Emissionen 2018 bei 3,7 %.
Die Arbeit in der Cloud soll angeblich einen Beitrag zur Verbesserung des Klimas leisten. Die Realität sieht derzeit noch ganz anders aus.
In Bezug auf die CO2-Emissionen können sie sogar mit der Luftfahrtbranche mithalten, wie es der MDR vergleicht2. Laut Umweltbundesamt3 sollen die deutschen Rechenzentren deutlich mehr Energie verbrauchen, als alle Computer, Notebooks und Smartphones in der Bundesrepublik zusammen und der Stromverbrauch steigt aufgrund größerer Nachfrage stetig weiter an.
Dabei nutzen auch die deutschen Rechenzentren immer noch hauptsächlich fossile Energien. Von grüner Energie ist leider oft keine Spur…

Elektroschrott

Elektronikschrott fällt an, wenn Rechenzentren technisch erneuert werden – was laufend geschieht, um aktuellen technischen Entwicklungen Stand zu halten. Laut einem kürzlich erschienenen Bericht der US-amerikanischen Environmental Protection Agency entfallen auf Elektroschrott insgesamt 2 % der festen und 70 % der giftigen Abfälle. Es wird übersehen, was das für Auswirkungen auf die Umwelt hat und wie der Elektroschrott entsorgt wird4. Schätzungsweise 20-50 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen weltweit jedes Jahr an. Schwermetalle und andere gefährliche Stoffe landen teilweise auf Deponien.

Wasserverbrauch

Die UNO schätzt, dass ein 40-prozentiges Defizit der Süßwasser-Ressourcen bis 2030 die Welt in eine Wasserkrise stürzen wird5. In vielen Regionen Deutschlands streiten sich Behörden, Landwirtschaft und Industrie zunehmend vor Gericht um Wasser6. Da immer mehr Rechenzentren wie Pilze aus dem Boden schießen, zählt die IT-Branche bereits zu den Top 10 der Industrien mit dem höchsten Wasserverbrauch weltweit.
Ein Beispiel: In der Siedlung Mesa (Arizona/USA) stellt Google den Bau eines riesigen Rechenzentrums fertig. Für dessen Kühlung hat Google mit der Gemeinde eine Vereinbarung über den täglichen Bedarf von 3,8 Millionen Liter Wasser getroffen, sowie eine Zusage über rund 16 Millionen Liter Wasser, wenn das Rechenzentrum voll ausgelastet ist.
Während der Wasserverbrauch von Rechenzentren lange ein Tabuthema war, hagelt es nun immer mehr Kritik. In den Niederlanden wird befürchtet, dass der Wasserverbrauch von Rechenzentrum zu einer Trinkwasserknappheit in Nordholland führen könnte. Dasselbe gilt für Irland. Hier fangen bereits einige Politiker an, sich aus Angst vor einer Wasserknappheit zu organisieren. In Frankreich, Luxemburg und Deutschland stoßen die Pläne der Mega-Rechenzentren auf immer mehr Fragen und Kritik7.
Herkömmliche Methoden der Wasserkühlung erfordern den Bau großer Pump-und Speichersysteme vor Ort. Wasser aus Rechenzentren, das in die Kanalisation abgeleitet wird, ist mit Feststoffen belastet und kann giftig genug sein, um Gras und andere Vegetation zu vernichten. Der Umgang mit diesen schädlichen Nebenprodukten der Kühlung von Rechenzentren ist für viele Kommunen ein großes wasserwirtschaftliches Problem8.

Lärmemissionen und Dieselwolken

Die Frankfurter „Neue Presse“ schrieb am 13.06.2021 nach der Befragung eines Anwohners: „Ein konstantes Summen ist neben dem Rechenzentrum an der Kruppstraße deutlich hörbar. Das kommt von den Transformatoren hinter den Metalltüren mit den Warnschildern. Richtig nervig werde es, wenn die Dieselgeneratoren für den Notstrom anspringen. Dann ist die Gelastraße in eine Dieselwolke gehüllt.“ Weiter sagt er: „Die Dächer von Rechenzentren sind voll mit Ventilatoren und Antennen. Da ist kein Platz für Dachbegrünung.“

Im Fall von Hohensaaten wäre es fatal, für den Bau von Rechenzentrum und Solarpark Wald zu roden. Dieser ist eine nachhaltige Senke für Klimagase. Hier würde Klimaschutz durch Umweltbelastung ersetzt. Kein guter Deal für die Region…

Fragen, die es zu klären gilt:

  • Gibt es für das geplante Rechenzentrum ein Kühlungskonzept? Wird z.B. Luftkühlung vorgeschrieben?
  • Wie hoch ist der voraussichtliche Wasserverbrauch? Woher soll das Wasser kommen?
  • Wie hoch ist der voraussichtliche Stromverbrauch?
  • Wie hoch ist der zu erwartende CO2-Ausstoß?
  • Wie ist der Brandschutz gewährleistet bei einem Rechenzentrum mitten im Wald
  • Wie wird ggf. anfallender Elektroschrott entsorgt?
  • Wie hoch ist die zu erwartende Lärmbelästigung durch Generatoren oder Kühlungselemente?
  • Was ist bei einem Stromausfall? Laufen dann bei einem angeblichen „grünen“ Rechenzentrum Notstromaggregate und hüllen den Wald in eine Dieselwolke?
  • Wofür soll das Rechenzentrum genutzt werden? Lediglich Datenspeicherung oder auch fragwürdige Aufgaben wie z.B. Cryptomining?

Generell gilt: Das Internet hat ein Nachhaltigkeitsproblem. Hier gibt es weitere Infos: www.cleaner-web.com


1 https://www.greenpeace.org/static/planet4-eastasia-stateless/2019/11/7bfe9069-7bfe9069-powering-the-cloud-_-english-briefing.pdf

2 https://www.mdr.de/wissen/faszination-technik/stromverbrauch-rechenzentren-koennen-heizen-und-kuehlen100.html

3 https://www.umweltbundesamt.de/themen/umweltperformance-von-rechenzentren-messbar

4 https://www.cloudcomputing-insider.de/wie-cloud-faehige-rechenzentren-die-umwelt-belasten-a-788576/

5 https://www.un.org/sustainabledevelopment/water-action-decade

6 https://correctiv.org/aktuelles/klimawandel/2022/06/14/klimawandel-konflikt-um-wasser-in-deutschland

7 http://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/2021/12/google-ostbrandenburg-neuenhagen-wasser-knappheit.html

8 https://www.it-daily.net/it-management/data-center/die-problematiken-rund-um-die-kuehlung-von-rechenzentren