Professor Ibisch und die Monokultur


Eine PR-Agentur spannt auf Lindhorst’s Werbeveranstaltung den renommierten Waldökologen Prof. Ibisch für die Rodungspläne ein. Ob das legitim ist, hinterfragt dieser Faktencheck.

„Wir alle haben ja am letzten Wochenende gesehen, wie verheerend und wie schnell Wald verschwinden kann. Innerhalb von 2 Tagen sind 400 ha verbrannt. Und Professor Ibisch von der gleichen Hochschule [gemeint ist die HNEE], der teilte dazu in der Märkischen Volksstimme mit, dass das in hohem Maße ein Ergebnis der Monokultur ist, die dort angepflanzt ist. (…) Der Professor sagte jedenfalls: Wir müssen wegkommen von den 70% Kiefern. Wir leben in Brandenburg auf einem Pulverfass. Kiefern seien denkbar ungeeignet, Wasser in der Landschaft zu halten. Die Kronen voller ätherischer Öle wirken wie Brandbeschleuniger. Wenn sie dann noch auf militärischem Gebiet stehen, oder ehemaligem, ist es alles noch schlimmer.“

Moderator Klaus Kimmel1, Infoveranstaltung der Lindhorstgruppe am 23. Juli ’22, Hohenwutzen

Die Märkische Volksstimme war eine Zeitung der SED. Was Klaus Kimmel von der PR-Agentur wmp-ag meinte, war die Märkische Oderzeitung – aber der propagandistische Gehalt seiner Aussage könnte zur Märkischen Volksstimme passen.
Ausgerechnet Professor Ibisch, Experte für Waldökosysteme, als Kronzeugen gegen den Hohensaatener Wald zu missbrauchen, ist wirklich dreist. Ibisch ist strikt gegen diese Rodung und er weiß, dass es sich beim Hohensaatener Wald nicht – wie bei den oben angesprochenen verbrannten Flächen bei Treuenbrietzen – um einen Monokultur-Forst handelt. Über 30 Baumarten sind dort festgestellt worden! Dieser Wald erfüllt genau die Bedingungen, die Ibisch an einen möglichst brandresistenten Wald stellt. Dort hat sich von alleine ein dichter, laubreicher, altersdiverser Baumbestand entwickelt, der den Boden beschattet und die Feuchtigkeit im Wald hält – das Gegenteil der Treuenbrietzener „Kiefernplantage“ (Ibisch).

Auch die Art von Waldumbau, die Lindhorst auf den verbleibenden Restflächen, die nicht gerodet werden sollen, umsetzen will, lehnt Ibisch ab. Denn sein Motto für einen klimaresistenten Wald lautet: Waldentwicklung statt Waldumbau.2 „Das Entscheidende ist, dass wir einen Wald nicht nur als Ansammlung von Bäumen verstehen, sondern als komplexes System. Einfach neue Bäume zu pflanzen, führt zu keiner ordentlichen Strukturvielfalt, denn dann sind die neuen Pflanzen wieder alle gleich alt und gleich groß. Laubbaumsämlinge sind zudem ein beliebter Snack bei diversen Pflanzenfressern.“ (Ibisch3)

Und dann wird Ibischs Zeitungsaussage zu den bei Treuenbrietzen tatsächlich reichlich vorhandenen Munitionsaltlasten auch noch in Zusammenhang mit dem Hohensaatener Wald gebracht, der ja schon flächendeckend danach abgesucht wurde. Wenn Lindhorst selbst an diese Gefahr glauben würde, hätte er wohl kaum schon fleißig roden lassen und sogar einen schweren Harvester (Holzerntefahrzeug) durch den Wald fahren lassen.


1 interessanter Hintergrund zu diesem Versprecher: https://taz.de/Stasi–Kimmel-auch-du/!1146870/

2 https://www.centreforeconics.org/app/download/5816068120/IbischBlumr%C3%B6der_Waldkrise+als+Wissenskrise+als+Risiko_2020.pdf

3 https://www.spektrum.de/news/waldbraende-warum-forstbraende-das-eigentliche-problem-sind/2031940

Faktencheck zur Infoveranstaltung der Lindhorst-Gruppe am 23. Juni ’22 in Hohenwutzen